PRESSEMITTEILUNG
– Rückgabe der Benin-Bronzen – Berlin, 6. Oktober 2022
Die Benin-Bronzen kehren nach 125 Jahren ENDLICH heim. Eine sehr erfreuliche Entwicklung durch langjährigen und langwierigen Kampf.
Die britische Königin ist tot, aber die Monarchie, die unsere Vorfahren ermordete und die Benin-Bronzen gestohlen haben, lebt in unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft weiter. Ihr Tod weckt bei uns Afrikaner*Innen / Schwarzen traumatisierende Erinnerungen. Als britische Soldaten 1897 in das Königreich Benin einmarschierten, plünderten sie den Königspalast und erbeuteten mehr als 5000 Gegenstände aus Messing und Elfenbein, darunter auch den Kopf eines Königs. Es war ein deutscher Konsul und Geschäftsmann, der dieses Stück einige Wochen später in Lagos kaufte. Mit ihm machte sich die Bronze auf den Weg nach Europa und landete in Berlin.
Die Nachricht ging am 1. Juli 2022 um die ganze Welt. Deutschland gibt einen Teil seines “Kunstschatzes” aus dem Bestand gestohlener sog. Artefakte “frei“. Eine Absichtserklärung zwischen Nigeria und Deutschland über die Rückgabe der 1897 in der Kolonialzeit gestohlenen sog. Benin-Bronzen des Königreichs Benin wurde unterzeichnet. Mit dieser Erklärung verpflichtet sich Deutschland das Eigentumsrecht dieser Heiligtümer an seinen rechtmäßigen Besitzer, das Königsreich Benin, vertreten durch den Staat Nigeria, zu übertragen.
“Was gestohlen wurde, muss zurückgegeben werden. Es ist, als gehöre mir ein Auto, aber ein anderer fährt es”, sagt kürzlich Peju Layiwola (nigerianische Kunsthistorikerin).
Wir, African / Black Community (ABC) Germany / Komitee für ein Afrikanisches Denkmal in Berlin (KADiB), begrüßen und freuen uns sehr über diese längst fällige Entscheidung. Wir können jedoch nicht noch einen weiteren Tag warten, bis dieser Traum Realität wird. Schluss mit dem Businessplan Raub und Hehlerei!
Uns ist auch eine geplante Rückgabe der sog. Ngonnso-Skulptur bekannt. Die Ngonnso-Skulptur stellt den Ursprung, die Spiritualität und die Kultur des Nso-Volkes in Kamerun dar.
Vor fast drei Monaten (09.07.2022) war der König von Fontem / Bangwa (Kamerun), S. M. Asabaton Fontem Njifua, beim Kölner Rauthenstrauch-Joest-Museum zu Gast.
Angeführt vom König höchstpersönlich, fordert die kamerunische Delegation die unverzügliche Rückgabe, u. a. einer sakralen Skulptur – des Heiligtums “Lefem” – der Bangwa, die die deutschen Kolonialisten während der grausamen deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun gestohlen haben.
So sehr wir uns über diese Entwicklungen freuen, umso mehr können wir sie nur als einen Anfang betrachten. Es sind unverkennbare Etappenergebnisse unserer unermüdlichen und unnachgiebigen, jahrzehntelangen antikolonialen / antirassistischen Widerstandskämpfe zur Dekolonisierung der Gesellschaft, sowohl hierzulande als auch im Mutterland Afrika.
Unser Endziel bleibt daher unmissverständlich weiterhin:
- die bedingungslose Rückgabe aller geraubten Gegenstände aus der Kolonialzeit,
- die unverzügliche Rückführung unzähliger Gebeine unserer Vorfahren, die immer noch in Kellern deutscher Museen und Forschungseinrichtungen gebunkert sind,
- die vollständige und bedingungslose Dekolonialisierung aller neokolonialen und imperialen Machtkonstrukte bzw. Machtsystematiken im Mutterland Afrika.
Wir brauchen keine Beruhigungspillen! Damit diese neuen erfreulichen Entwicklungen nicht am Ende nur Lippenbekenntnisse bleiben, muss die Bundesregierung der BRD ernsthafte Taten erkennbar folgen lassen. Daher betonen wir hier nochmal unsere Forderungen an die deutsche Bundesregierung und die deutsche Gesellschaft als Ganze:
- Die rasche und inklusive Umsetzung der am 1. Juli 2022 unterzeichneten Absichtserklärung zwischen Deutschland und Nigeria über die Rückgabe der gestohlenen Benin-Bronze – inklusiv, weil: Alles über uns ohne uns ist gegen uns!
- Die unverzügliche Rückgabe aller bereits identifizierten kolonial belasteten Sammlungsgüter, wie die Ngonnso-Skulptur des Nso-Volkes sowie das Heiligtum der Bangwa, “Lefem” etc.
- Die unverzügliche und bedingungslose Rückführung der Gebeine unserer Vorfahren – Opfer deutscher Genozide in Afrika – die in deutschen Museen und Forschungseinrichtungen unrechtmäßig konfisziert wurden.
- Die Verlegung der Provenienzforschung der unidentifizierten gestohlenen afrikanischen Sammlungsgüter aus kolonialem Kontext nach Afrika, unter Aufsicht der Afrikanischen Union (AU). Es macht wütend und ist äußerst inakzeptabel, dass sich diese Heiligtürmer immer noch im Besitz der Täter befinden, und zwar ganz legal.
- Die Errichtung eines zentralen Denkmals als Erinnerungs- und Lernort zum Kolonialismus und Neokolonialismus, wie es im Koalitionsvertrag der aktuellen deutschen Bundesregierung steht. Ebenso fordern wir die umfassende Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte und ihrer Kontinuitäten auf allen Ebenen.
- Die Zahlung von Entschädigungen an alle Opfer des deutschen Kolonialismus bzw. Völkermords in Afrika. Dieser Prozess sollte mit Bewertungen beginnen, die von der Afrikanischen Union durch Verhandlungen mit der Zivilgesellschaft in Afrika, der afrikanischen Diaspora und Vertreter*innen der jeweiligen afrikanischen Regierungen überwacht werden.
Bereits jetzt rufen wir alle zum 17. Gedenkmarsch zu Ehren der afrikanischen / Schwarzen Held*Innen und Opfer der Maafa („Die Große Zerstörung“ in Afrika) auf.
https://www.youtube.com/shorts/FVDNvhzBbL4
Dieser Gedenkmarsch findet am Samstag, 25. Febraur 2023 in Berlin (Wilhelmstraße) statt, wie immer am letzten Samstag des Monats Febraur, in Anlehnung an das Ende der ominösen Berliner Afrika-Konferenz von 1884/85.
Des Weiteren rufen wir alle afrikanische / Schwarze Organisationen, Initiativen und Aktiv*innen in Deutschland auf, bei der Gestaltung und Durchführung des Gedenkmarschs und des dazugehörigen Begleitprogramms aktiv mitzuwirken.
#UnitedWeRise
KONTAKT:
Tel: 0152 159 286 58 / Mail: abcberlin19@gmail.com / / Facebook, YouTube, Twitter & Instagram
No Comments